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1. Realienbuch für Volks-, Bürger- und Töchterschulen - S. 152

1899 - Bühl (Baden) : Konkordia-Verl.
152 Die oberste Gewalt im Reiche erhielt der Reichstag, der von nun an seinen Sitz in Regensburg aufschlug. Die einzelnen Fürsten aber wurden fast ganz selbständig, wodurch die Macht des Kaisers und des Reiches zu einem Schatten herabsank. 169. Die Folgen des dreißigjährigen Krieges. Nach diesem verheerenden Kriege bot Deutschland ein gar trauriges- Bild. Durch das Schwert, durch Hunger oder die Pest war über die Hälfte der Bewohner umgekommen. Zahllose Städte und Dörfer lagen in Schutt und Asche oder standen menschenleer. Die Felder waren un- bebaut; ja, das Land war streckenweise zur Wüste geworden. Zum neuen Anbau fehlte vollständig alles: Geld, Saatkorn, Zugvieh und arbeitsame Hände. Wohlstand, Gewerbe, Handel und Industrie, worin Deutschland bis dahin so Großes geleistet hatte, waren vernichtet. Zudem war eine schreckliche Verwilderung der Sitten eingerissen. Aus den zügellosen Soldatenhorden bildeten sich Räuberscharen. Die Jugend war in Un- wissenheit und Roheit aufgewachsen; Aberglaube und Laster aller Art hatten in schrecklicher Weise überhand genommen. Infolge der inneren Zerrüttung war auch die Kraft und das Ansehen Deutschlands nach außen gebrochen; es hatte aufgehört, der erste Staat der Christenheit zu sein. In den folgenden zwei Jahrhunderten trat Frankreich in den Vordergrund. 179. Ludwig Xiv. von Frankreich. 1643—1715. a. Ludwig Xiv. kam, 5 Jahre alt, auf den Thron und regierte 72 Jahre. Ec war ein prachtliebender und ehrgeiziger Fürst. Zu seiner Zeit lebten in Frankreich viele große und berühmte Männer, Schrift- steller und Künstler, Staatsmänner und Feldherren. Seine Minister beförderten Ackerbau und Gewerbe, Handel und Schiffahrt (durch An- legung vieler Kanäle), wodurch das Land zu großem Wohlstände kam. Ludwig führte viele Prachtbauten auf und umgab sie mit groß- artigen Gärten und Anlagen, besonders zu Versailles (wersaj, westlich von Paris). Außerordentliche Pracht entfaltete sich an seinem Hofe. Solcher Glanz verleitete die meisten Fürsten zur Nachahmung. Paris galt für den Mittelpunkt feiner Lebensbildung. Alle Völker Europas richteten sich in Sitten, Einrichtungen, Lebensart und Kleidung nach französischer Mode. Die französische Sprache wurde nicht allein die allgemeine Hof- und Staatssprache, sondern auch die Umgangssprache der vornehmeren Stände. d. Ludwigs stolzer Plan ging dahin, der erste und mächtigste Fürst Europas zu werden. Darum wollte er vor allem sein Land vergrößern, besonders auf Kosten des ohnmächtigen Deutschen Reiches. So nahm er mitten im Frieden den bei Deutschland verbliebenen Rest von Elsaß- Lothringen einfach weg. Im Jahre 1681 überfiel er plötzlich die freie Reichsstadt Straßburg und ließ sich von den Bürgern huldigen. Um

2. Realienbuch für Volks-, Bürger- und Töchterschulen - S. 167

1899 - Bühl (Baden) : Konkordia-Verl.
167 tntb die englischen (unter Wellington) vereinigen. Dahin wandte sich nun Napoleon mit erstaunlicher Schnelligkeit. Zuerst griff er die Preußen an. Da ihnen niemand zu Hllfe kam, wurden sie besiegt. Jetzt wandte sich Napoleon gegen die Engländer, welche bei Waterloo oder Bellc-Alliauce (beii-aiiians, südl. von Brüssel) standen. Noch rechtzeitig kam ihnen Blücher zu Hilfe, und die Franzosen wurden gänzlich ge- schlagen. Napoleon ging nun rasch nach Paris zurück und wollte nach Amerika entfliehen; aber ec mußte sich einem englischen Kriegsschiffe ergeben und wurde auf die einsame Insel St. Helena im atlantischen Ozean verbannt, wo er 1821 starb. c. Die Verbündeten zogen nun zum zweitenmal in Paris ein und schlossen mit Frankreich den zweiten Pariser Frieden Allein allzu glimpflich verfuhr man mit dem Lande, das so freventlich das Wohl der anderen Nationen vernichtet hatte; denn in diesem Frieden behielt Frankreich abermals Elsaß und Lothringen; doch mußte es bedeutende Kriegskosten zahlen und die geraubten Kunstgegenstände herausgeben. 186. Der deutsche Lund. a. In Deutschland wurde nach Napoleons Verbannung das Kaiser- tum nicht wieder hergestellt Die 38 Staaten, aus denen es bestand, schlossen den Deutschen Bund, dessen Führung Österreich zugewiesen wurde. Die Abgesandten dieser Staaten bildeten zusammen den Bun- destag, der in Frankfurt a. M. seinen Sitz hatte. Der Bundestag sollte alle gemeinsamen Angelegenheiten beraten und ordnen. b. Seiner Größe, Macht und Bildung nach hätte nun Deutschland einer der ersten Staaten Europas sein sollen. Aber innere Zwietracht verhinderte dies. Die beiden Großstaaten Preußen und Österreich standen einander mißtrauisch gegenüber; keiner wollte sich dem andern unterordnen. c. Auch im Innern der einzelnen Staaten herrschte nicht die er- sehnte Zufriedenheit'. Beim Ausbruch der Freiheitskriege halten die meisten deutschen Fürsten ihren Völkern als Aufmunterung zum Kampfe Verbesserungen versprochen, namentlich Verfassungen, d. h. Verträge zwischen Fürst und Volk. Durch diese sollten jedem Teile seine Rechte und Pflichten genau abgegrenzt und zugewiesen werden. Die hauptsächlichsten Bestimmungen einer Verfassung sind: Das Volk wählt seine Vertreter, die Abgeordneten, welche zusammen die Aammern oder Land stände bilden. Diese beraten die zu erlassenden Gesetze, setzen die Steuern fest und genehmigen die nötigen Ausgaben. Der Fürst hat das Recht der Be- stätigung oder Ablehnung ihrer Vorschläge und die oberste ausführende Gemalt. Ohne Zustimmung der Landstände können in einem verfaffungsstaate (konstitutio- nellen Staate) keine wichtigen Änderungen vorgenommen werden. Die meisten deutschen Fürsten bewilligten ihren Völkern die ge- forderten Rechte; nur in Preußen und Österreich zögerte man. Baden erhielt seine Verfassung 1818. in, 200. Rb. § 65. d. Nur eine segensreiche Einrichtung brachte der Bundestag zu- stande, den Zollverein 1834. Bisher hatte nämlich jeder Staat an

3. Realienbuch für Volks-, Bürger- und Töchterschulen - S. 168

1899 - Bühl (Baden) : Konkordia-Verl.
168 seinen Grenzen die Waren nach Belieben mit Zöllen belegt. Dadurch waren natürlich Handel und Verkehr aufs äußerste gehemmt. Deshalb vereinigten sich die meisten deutschen Regierungen und führten in ihren Staaten eine einheitliche Zollordnung ein. 187. Der dänische Krieg. 1864. a. Die deutschen Herzogtümer Schleswig und Holstein standen seit Jahrhunderten unter der Oberherrschaft des Königs von Dänemark. Durch alte Verträge war aber festgesetzt, daß diese Länder niemals mit Dänemark vereinigt werden dürften, sondern .auf ewig ungeteilt" bleiben und nach eigenen Gesetzen regiert werden sollten. b. Trotzdem versuchten die dänischen Könige wiederholt, das Land bis zur Eider zu einer dänischen Provinz zu machen. Die Schleswig- Holsteiner, ein biederer, echt deutscher Volksstamm, hatten schon 1848- versucht, das verhaßte dänische Joch abzuschütteln; aber ihre Bestrebungen waren ohne Unterstützung und daher ohne Erfolg geblieben. e. Als der bisherige K^njg 1863 kinderlos starb und ein Ver- wandter desselben (Christian Ix.) den dänischen Thron bestieg, wollte- er sofort Schleswig-Holstern gänzlich mit Dänemark vereinigen. Darauf- hin erklärte ihm der Deutsche Bund den Krieg. Preußen und Österreich übernahmen den gemeinsamen Angriff. Im Februar überschritt das ver- bündete Heer unter Feldmarschall Wrangel die Eider. Das Haupt- bollwerk der Feinde, das Danewerk, ebenso die Düppeler Schanzen wurden erstürmt, die Insel Alsen erobert und der König zum Frieden gezwungen. Er mußte die Elbherzogtümer abtreten, welche von Preußen und Österreich gemeinsam verwaltet werden sollten. 188. Der deutsche Krieg von 1866. a. Preußen und Österreich konnten nicht darüber einig werden^ wer von ihnen die zurückeroberten Länder Schleswig und Holstein er- halten solle. Preußen hätte sie gerne zur Sicherung seiner Grenzen mit sich vereinigt; aber Österreich wollte eine Machtvergrößerung desselben nicht zugeben. So brach nach langen Verhandlungen zwischen beiden Staaten der Krieg aus. An ßänbergebfet und Volkszahl waren die Kämpfenden einander sehr ungleich. Auf der einen Seite stand der Kaiserstaat Österreich mit 36 Millionen Einwohnern; mit ihm verbündet waren Bayern, Württemberg, Sachsen, Hannover, Baden, Hessen, Nassau und einige Kleinstaaten, zusammen mehr als 14 Millionen Verbündete^ auf der andern Seite hatte Preußen nur eine Bevölkerung von 19 Mill., und die ihm befreundeten Staaten konnten ihm keine bedeutende Unter- stützung bringen. Allein durch gute Bewaffnung und vortreffliche Füh- rung war es seinem Gegner überlegen; dazu hatte es sich mit Italien geeinigt, das Österreich von Süden angreifen sollte. d. Gegen Italien blieben die kaiserlichen Heere siegreich; allein, gegen Preußens vortreffliche Kriegsmacht konnten sie nichts ausrichten.

4. Realienbuch für Volks-, Bürger- und Töchterschulen - S. 178

1899 - Bühl (Baden) : Konkordia-Verl.
178 Herrntalent und Tapferkeit aus. Schon als Jüngling zeigte er hohe militärische Kenntnisse. Damals kämpfte das deutsche Reichsheer am Rhein gegen König Ludwig Xiv. von Frankreich. Bei der Erstürmung von Philipps- bürg, einer damals starken Festung, zeich- nete sich der erst 19jährige Prinz so aus, daß er vom Kaiser den Oberbefehl über ein Regiment erhielt. Bei der Befreiung Wiens von den Türken 1683 erwarb er sich solchen Ruhm, daß er bald daraus Oberfeldherr des kaiserlichen Heeres wurde. In drei großen Feldzügen schlug er die Türken bis zur Vernichtung und gewann unermeßliche Beate.*) Darauf eilte er an den Rhein, um die französischen Mord- brennerscharen, welche 1689 die ganze Pfalz und sein eigenes Land verwüstet hatten, zu vertreiben. Als ihn Krankheit zwang, den Oberbefehl niederzulegen, zog er sich auf sein neuerbautes Schloß in Rastatt zurück, wo er 1707 starb. Er hatte 26 Feldzüge mitgemacht, 25 Be- lagerungen ausgeführt, 13 große Schlach- ten geschlagen und war überall Sieger geblieben. Das Volk nannte ihn ehrend und dankbar den „Türkenlouis." Seine beiden Söhne starben kinder- los, wodurch das Land 1771 an Baden-Durlach fiel, n, 147. Rb. § m. 197. iarl Friedrich der Gesegnete. 1746—1811. a. Im Jahre 1715 gründete Markgraf Karl Wilhelm von Baden- Durlach die Stadt Karlsruhe und erhob dieselbe zu seiner Residenz. Sein Enkel und Nachfolger war Karl Friedrich, einer der edelsten deut- schen Fürsten, ein wahrer Vater seines Volkes. Unter ihm wurde 1771 Baden-Baden wieder mit Baden-Durlach vereinigt. d. Seine Regierung fiel in eine schwere Zeit. Als im Jahre 1789 die französische Revolution ausbrach, hatte Baden als Grenzland unter den nun folgenden Kriegen viel zu leiden. Karl Friedrich verlor dabei seine links- rheinischen Besitzungen, erhielt aber durch Zuteilung von Gebieten auf dem rechten Rheinufer reichen Ersatz. Als Napoleon I. 1806 den Rheinbund gründete, mußte sich auch Karl Friedrich demselben, wenn auch mit schwerem Herzen anschließen. Durch seine hohen Regententugenden nötigte er aber selbst Napoleon die höchste Achtung ab, so daß ihn dieser mit großer Aus- *) Von dieser Beute sind im Sainmlungsgebäude zu Karlsruhe prächtige Sättel, Pferdedecken, Fahnen, reich verzierte Waffen, Roßschweife re zu sehen. Ludwig von Baden, der „Türkenlouis."

5. Realienbuch für Volks-, Bürger- und Töchterschulen - S. 147

1899 - Bühl (Baden) : Konkordia-Verl.
147 Luther starb 1546 Einer seiner vertrautesten Freunde und treusten Mitarbeiter war der gelehrte und milde Philipp Melanchthon von Bretten. 164. Karl V. 1519—1556. a. Maximilians Sohn, Philipp der Schöne, war mit der Erbin Spaniens vermählt. Aus dieser Ehe entstammten die Deutschen Kaiser Karl V. und Ferdinand I. — Karl V., welcher nach dem Tode seines Großvaters zum Deutschen Kaiser gewählt wurde, war der mäch- tigste Fürst seiner Zeit. Denn außer den österreichischen Ländern besaß er Spanien, die Niederlande, Mailand, Neapel, Sizilien, Sardinien und die spanischen Kolonien in Amerika, so daß man mit Recht sagen konnte, in seinem Reiche gehe die Sonne nicht unter. b. Die von Luther gepredigte „christliche Freiheit" war von den Bauern falsch aufgefaßt worden als Freiheit von Fronen, Zins und Zehnten. So brach 1525 der sogenannte Bauernkrieg aus.*l Die Bauern waren von ihren geistlichen und Weltlichen Grundherren hat bedrückt und mußten große Abgaben zahlen. Sie wollten nur den Kaiser zu ihrem Dberherrn haben und die drük- Eende Herrschaft der Ritter und Grafen abschütteln, von Stühlingen ausgehend, verbreitete sich der Aufstand über den Breisgau, Elsaß, Franken und Schwaben. Als Abzeichen hatten die Aufrührer rmf ihren Fahnen einen Bauernschuh, wornach sie ihrem Bund den Namen Bundschuh gaben. Diese erbitterten Scharen zerstörten zahlreiche Burgen und Klöster und mißhandelten viele Edel- leute und Priester. Erst nach blutigen Rümpfen wurde dieser Krieg beendigt. Mehr als tausend Klöster und Schlösser lagen in Asche; unzählige Dörfer waren verwüstet; die Felder lagen unbe- baut; über fsoooo Menschen hatten ihr Leben verloren, und das Los der Bauern wurde auf lange hinaus weit schlimmer als vorher. «. Trotz seiner großen Macht war Karl V. nicht imstande, die Ausbreitung der Protestantischen L-chre in Deutschland aufzuhalten. Lange Zeit machten chm zwei auswärtige Feinde viel zu schaffen: Fran^ die Türken. Besonders mit Franz I. hatte Kan mehrere schwere Kriege in Italien und Frankreich zu führen. Auch mußte er mehrere Züge nach Afrika unternehmen: in Tunis befreite er 20000 Christen, welche als Sklaven in diesem Raubstaate gefangen gehalten wurden. <1. Nach geschlossenem Frieden kehrte er seine Waffen gegen die Protestanten. Dieser Krieg heißt der schmalkaldische, weil die protestantischen *) Während des Bauernkrieges lebte Götz von Berlichingen, der Ritter mit Der eisernen Hand. Eine Zeit lang mußte er sogar Anführer der Bauern sein. Ii, 146. Karl V. I. von Frankreich und

6. Realienbuch für Volks-, Bürger- und Töchterschulen - S. 162

1899 - Bühl (Baden) : Konkordia-Verl.
162 180. Napoleon Gonaparte. a. Napoleon Bonaparte war 1769 auf der Insel Korsika geboren, wo sein Vater Advokat war. Schon als Knabe zeigte ec große Vor- liebe für das Kriegswesen, und eine kleine Kanone war sein liebstes Spielzeug. In einer französischen Kriegsschule ausgebildet, bewies er schon als junger Offizier ungewöhnliche Tapferkeit und Feldherrnkunst. Erst 26 Jahre alt, wurde er zum Oberbefehlshaber des Heeres, welches in Italien stand, ernannt. Dieses befand sich jedoch in einem kläglichen Zustande; es fehlte ihm an allem, an Geld, Nahrung, Waffen und Kleidung. Napoleon aber schuf Ordnung. Durch die unwiderstehliche Gewalt, die er über die Gemüter der Soldaten ausübte, durch glänzende Auszeichnungen, wodurch er sie anfeuerte, brachte er alsbald Mannszucht und Begeisterung in das zerrüttete Heer. Er schlug mit demselben die Österreicher wiederholt, so daß ihr Kaiser sich zum Frieden gezwungen sah, in welchem er die Lombardei und Venedig verlor. Napoleon war der Liebling der Franzosen geworden; denn keiner hatte sie bisher so zu Sieg und Ruhm geführt wie er. Um den Handel Englands zu schädigen, wurde jetzt Napoleon mit einem Heere und einer Flotte nach Ägypten geschickt. Er gewann einen glänzenden Sieg über die Türken bei den Pyramiden; aber seine Soldaten starben in großer Anzahl in dem heißen Lande dahin. Seine Flotte war von den Engländern vernichtet worden.*)! d. Während Napoleons Abwesenheit erlitten die Franzosen mehrere Niederlagen durch die Österreicher, Engländer und Russen. Da eilte er plötzlich mit wenigen Begleitern nach Paris zurück und wurde mit Jubel empfangen. Das Kriegsglück kehrte wieder, und er gewann das linke Rheinufer. Er machte der bisherigen französischen Regierung ein Ende, ließ sich 1799 zum erstenkonsul ernennen und herrschte unter diesem Namen als unumschränkter Gebieter. Die Franzosen, die ihren König ermordet und so viel von Freiheit geredet hatten, gehorchten ihm gut- willig und ließen sich alles von ihm gefallen. Als er das sah, wurde er kühner, setzte sich 1804 die Kaiserkrone auf und hieß von nun an Napoleon I., Kaiser derfranzosen. Damit erreichte die erste französische Republik ihr Ende. 181. Kaiser Napoleon I. Napoleon war nicht nur ein ausgezeichneter Feldherr, sondern auch ein großer Staatsmann. Er stellte in Frankreich überall wieder Ord- nung her und erließ manche vortreffliche Gesetze. Aber die Krone Frankreichs genügte ihm nicht; sein unbegrenzter Ehrgeiz verlangte die *) Der englische Admiral Nelson vernichtete sie 1798 vor Abukir (bei Alexan- dria). Im Jahre 1805 erfocht derselbe Admiral einen neuen, glänzenden Seesieg über die französische Flotte bei dem Vorgebirge Trafalgar, südöstlich von Cadix.

7. Realienbuch für Volks-, Bürger- und Töchterschulen - S. 163

1899 - Bühl (Baden) : Konkordia-Verl.
163 Herrschaft über ganz Europa. In zahllosen Schlachten kämpfte er gegen alle europäischen Staaten und blieb immer Sieger *) Belgien und Holland, Spanien und Portugal, Italien und die Schweiz hatte er unterworfen, mit Frankreich vereinigt oder in Repub- liken umgewandelt. Jetzt/ da er selbst die Krone trug, machte er die meisten dieser Länder zu Königreichen und setzte seine Brüder und Ver- wandten als Könige ein. Österreich besiegte er aufs neue in der Dreikaiserschlacht bei Austerlitz (unweit Brünn) 1805, Preußen bei Jena (an der Saale) 1806. Beide Staaten mußten die Hälfte ihrer Länder an ihn abtreten. Im Jahre 1806 stiftete Napoleon den Rheinbund. Sechzehn deutsche Fürsten mußten sich vom Reiche lossagen und ihn als ihren Schutzherrn anerkennen. Auch Baden gehörte dazu. Deshalb legte der damalige Deutsche Kaiser Franz Ii. die deutsche Kaiserkrone nieder und nannte sich „Kaiser von Österreich." So ging das tausendjährige Deutsche Reich auch dem Namen nach zu Ende, nachdem es schon Vit Jahrhunderte lang nur noch ein morscher Bau gewesen war. u, 156. Um seinem Namen noch höheren Glanz zu verleihen, warb Napo- leon um des Kaisers Tochter Maria Luise, und mit schwerem Herzen willigte der Kaiser in die Vermählung ein. Der Sohn, welcher Napoleon geboren wurde, erhielt schon in der Wiege den Namen „König von Rom". Jetzt stand Napoleon auf der Höhe seiner Macht. Alle Völker zitterten vor ihm; er setzte Fürsten ein und ab, wie es ihm beliebte. Mur England und Rußland waren noch ungebeugt. 182. Deutschlands tiefste Erniedrigung. a. Das tausendjährige Deutsche Reich war zerstört, und ein fremder, gewaltthätiger Eroberer und Emporkömmling mußte als Schutzherr be- trachtet werden. Dazu kam noch, daß die Rheinbundstaaten ihm auch ihre Truppen zur Verfügung stellen mußten. Und diese kämpften nicht für deutsche Ehre und deutsche Größe, sondern für des Vaterlandes Schmach und Knechtung, nicht gegen auswärtige Feinde, sondern gegen die eigenen Landsleute. So wiederholte sich das ktäglickie Schauspiel deutscher Zwie- tracht, die schon so oft unser Verderben gewesen ist. Eln großer Teil des deutschen Landes war verloren. Mitten in Deutschland hatte Napo- leon aus verschiedenen Gebieten das Königreich Westfalen gebildet und es einem seiner Brüder gegeben. Fast in allen wichtigen Städten lagen französische Besatzungen, über das ganze Land waren Spione verteilt, welche über alles Verdächtige Bericht erstatteten. Die größte Schmach bestand aber darin, daß es manche Deutsche gab, die so ehrvergessen waren, sich zu diesem vaterlandsverräterischen Geschäfte herzugeben. *) Nur einmal vor 1813 wurde Napoleon durch den tapferen Erzherzog Karl >üei Aspern (unweit Wien) 1809 besiegt. Allein bald gewann er wieder die Oberhand And damit neue Landesteile. In diese Zeit fallen die heldenmütigen Kämpfe der Tiroler unter Anführung des standhaften „Sandwirts" Andreas Hofer. § 182.

8. Realienbuch für Volks-, Bürger- und Töchterschulen - S. 165

1899 - Bühl (Baden) : Konkordia-Verl.
165 sich seine Freiheit erkämpfte und die Unterdrücker verjagte. Darin rief er seinem Volke zu: „Ans Vaterland, ans teure, schließ' dich an, das- halte fest mit deinem ganzen Herzen! Hier sind die starken Wurzeln deiner Kraft; dort in der fremden Welt stehst du allein, ein schwankes Rohr, das jeder Sturm zerknickt!" 183. Napoleons Feldzug nach Rußland. 1813. a. Gegen die seefahrenden Engländer hatte Napoleon bis jetzt nichts ausgerichtet. Er glaubte nun, dieselben durch Vernichtung ihres Handels bezwingen zu können. Deshalb verbot er den Verkauf englischer Waren auf dem Festlande. Alle europäischen Staaten mußten dieser „Handels- sperre" beitreten; Rußland allein weigerte sich. Daher rückte er mit mehr als einer halben Million, wozu auch alle deutschen Staaten Streiter hatten stellen müssen, in Rußland ein. Siegreich drang er bis Moskau vor. Hier wollte er überwintern. Zu seiner Ver- wunderung fand er die Stadt fast ganz menschenleer. Aber wenige Tage nach seinem Einzuge stand die alte Zarenstadt in Flammen. Die Russen hatten ihre Hauptstadt geopfert, um den Feind zu verderben und ihr Vaterland zu retten; zudem hatten sie alle Vorräte beseitigt oder vernichtet. b. So mußte sich Napoleon aus Mangel an Lebensmitteln zum Rückzüge entschließen. Zu allem Unglück für ihn trat der Winter unge- wöhnlich früh ein und war auch für jene kältere Gegenden von unerhörter Strenge. Hunger, Kälte und feindliche Angriffe schwächten das französische Heer aufs äußerste. Ganze Haufen Soldaten fand man oft morgens am erloschenen Wachtfeuer erfroren; massenweise wurden Tote noch im nächsten Frühjahr verbrannt, um ansteckenden Kranlhcüen vorzubeugen. Beim Übergang über die Beresina, einen rechten Nebenfluß des Dnjepr, brach die Brücke, wodurch Tausende in den eisigen Fluten ihren Tod fanden; die Zurückgebliebenen fielen in russische Gefangenschaft. Jetzt erfolgte die gänzliche Auflösung der -„großen Armee". Napoleon selbst verließ dieselbe und eilte in einem Schlitten nach Paris, um ein neues Heer zu rüsten. Nur etwa 20 000 Mann, unter denen kaum 8000 haltkampf- fähige Soldaten waren, erreichten zerlumpt und elend die preußische Grenze. 184. Die Völkerschlacht bei Leipzig. 18. Oktober 1813. It, 158-165; Iii, 183—186. 3. In dem furchtbaren Untergang des französischen Heeres in Rußland erkannten die Völker das Strafgericht Gottes und das Zeichen, daß das Ende ihrer Knechtschaft nahe sei. König Friedrich Wilhelm Ul. von Preußen schloß mit Kaiser Alexander von Rußland ein Bündnis und erließ den be- rühmten „Ausruf" an sein Volk, worin er alle wehrhaften Männer zum freiwilligen Kriegsdienst aufforderte. Alles strömte zu den Waffen, und wer nicht kämpfen konnte, spendete Gaben. Begeisterte Dichter, wie

9. Realienbuch für Volks-, Bürger- und Töchterschulen - S. 166

1899 - Bühl (Baden) : Konkordia-Verl.
166 Rückert, Arndt, Theodor Körner und Max von Schenken- dorf, feuerten durch ihre Kriegs- und Vaterlandsliebe;: die Kämpfer an. Im ganzen Volke zeigte sich eine große Opferfrendigkeit für das Vater- land, verbunden mit tiefer Frömmigkeit und festem Gottvertrauen. Auch Österreich trat jetzt dem preußisch russischen Bunde bei. Der preußische General Blücher (der „Marschall Vorwärts") erfocht mehrere glänzende Siege über einzelne Ab- teilungen des französischen Heeres. Einen besonders wichtigen Sieg errang er bei Wahlstatt an der Katzbach, wofür er zum „Fürsten von Wahl- statt" ernannt wurde. b. Napoleon, welcher mit wunder- barer Schnelligkeit ein neues Heer geschaffen hatte, sammelte jetzt alle seine Streitkräfte um Leipzig, und hier kam es am 16., 18. und 19. Blücher. Oktober 1813 zu einer blutigen Völkerschlacht. Blücher und der öster- Teichische Feldherr Schwarzenberg leiteten die Schlacht gegen Napo- leon. Während derselben gingen die Truppen der Rheinbundstaaten zu ihren deutschen Brüdern über. Die Verbündeten errangen nach hartem Kampfe einen herrlichen Sieg. Napoleon floh über den Rhein. Die Sieger eilten ihm nach. Blücher war der erste, welcher bei Caub (unter- halb Bingen) den Strom überschritt. Unaufhaltsam drangen die Verbündeten in Frankreich ein; trotz der tapfersten Gegenwehr Napoleons marschierten sie auf Paris los und nahmen es im März 1814 ein. e. Napoleon wurde abgesetzt, behielt aber den Kaisertitel und die Insel Elba, wohin er verbannt wurde. Mit Frankreich wurde der erste Pariser Friede geschloffen. 185. Die Schlacht bei Waterloo. 1815. a. Nach dem Sturze Napoleons versammelten sich die Fürsten Europas in Wien, um über die neue Ordnung der Dinge zu beraten. Da traf plötzlich die Nachricht ein, Napoleon habe Elba verlassen und fei in Frankreich gelandet. So war es in der That. Überall wurde der Kaiser mit Jubel empfangen. Die Soldaten und Generäle, welche gegen ihn geschickt wurden, gingen begeistert zu ihm über. d. In kurzer Zeit hatte er ein großes Heer beisammen, mit dem er feinen feierlichen Einzug in Paris hielt. Sein neues Kaisertum dauerte -gerade 100 Tage. Die in Wien versammelten Fürsten sprachen nun die Acht über den Friedensstörer aus und schickten ihre Heere gegen ihn. In den Niederlanden sollten sich die preußischen Truppen (unter B l ü ch e r)

10. Realienbuch für Volks-, Bürger- und Töchterschulen - S. 169

1899 - Bühl (Baden) : Konkordia-Verl.
169 Sie wurden in der Hauptschlacht bei Königgrätz (a. d. Elbe) vollständig geschlagen. Schon rückten die Preußen gegen Wien vor, als es zum Waffenstillstand und bald darauf zum Frieden von Prag kam. In diesem überließ Österreich seinem siegreichem Gegner gegen eine Entschä- digung die beiden Elbherzogtümer, verzichtete auf die Führerschaft in Deutschland und trat aus dem Deutschen Bunde aus. An Italien mußte Österreich Venetien abtreten. Auch sämtliche Verbündeten Österreichs waren d.n preußischen Waffen unterlegen. Baden, Württemberg, Bayern und Heffen mußten bedeutende Kriegskosten an Preußen zahlen. Han- nover, Kurhessen, Nassau und die freie Stadt Frankfurt, ebenso Schleswig-Holstein wurden dem preußischen Staate ein- verleibt. Dadurch erhielt dieser einen Zuwachs von etwa 70 000 qkm Land mit über 4 Millionen Einwohnern. Der Deutsche Bund wurde aufgelöst. Preußen vereinigte unter seiner Führung die deutschen Staaten nördlich vom Main zum Norddeutschen Bunde. Mit diesem schlossen die Südstaaten, Baden, Württemberg und Bayern, ein Schutz- und Trutzbündnis ab und unterstellten für den Fall eines Krieges ihre Heere dem Oberbefehl des Bundesfeldherrn, dem König von Preußen, Wilhelm I. So war die Einigung Deutschlands wesentlich gefördert. 189*- Der deutsch-französische Krieg. 1870/71. Ii, 167-172; Iii, 187—202. a. Preußens Siege und die angebahnte deutsche Einheit beun- ruhigten die Franzosen und besonders ihren Kaiser Napoleon Iii. sehr. Dieser hoffte, durch die Besiegung Preußens und die Eroberung der Otheinlande den Ehrgeiz der „großen Nation" zu befriedigen und seinen wankenden Thron zu befestigen. Einen äußerst günstigen Vorwand boten ihm die Verhältnisse in Spanien dar. Die Spanier hatten nämlich 1868 ihre Königin vertrieben und boten ihren Thron dem Prinzen Leopold von Hohenzollern (einem weitläufigen Verwandten des Königs von Preußen) an. Da Napoleon darin eine Störung des europäischen Gleich- gewichts erblickte, so schlug der Prinz freiwillig die Krone aus. Damit nicht zufrieden, verlangte der französische Kaiser von dem Könige von Preußen, als dem Haupte der Hohenzollern, die Erklärung, daß niemals ein Prinz aus diesem Hause die spanische Krone annehmen dürfe. Diese Erklärung konnte der König nicht abgeben, worauf am 19. Juli 1870 Frankreich an Preußen den Krieg erklärte. d. Napoleon hatte gehofft, daß die süddeutschen Staaten neutral bleiben oder sich gar mit ihm verbinden würden. Allein ganz Deutsch- land erhob sich wie ein Mann. Der frevelhafte Friedensbruch hatte plötzlich ganz Deutschland geeinigt und mit nie geahnter Kriegsbegeisterung erfüllt. Schon nach wenigen Tagen stand das gesamte deutsche Heer, 1l2 Million stark, unter dem Oberbefehl des greisen Königs von Preußen an der französischen Grenze. Es folgten sofort die siegreichen Schlachten bei Weißenburg am 4. Aug., bei Wörth und Spichern am 6. Aug.
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